In dem Sommersemester 2014/2015 besuchen zwei MA-Studierende die Universität Wien in dem Rahmen des CEEPUS-Programmes. Anikó Toldi und Christiana Gules begannen ihren Stipendienaufenthalt Anfang März 2015.
Anikó Toldi begann ihr MA-Lehramtsstudium Deutsch und Englisch in Szeged im September 2014. Während ihres BA-Studiums war sie Mitglied der GeMa-Redaktionsgruppe. Sie schrieb mehrere Artikel in verschiedenen Themen. Wie zum Beispiel ,,Eine fröhliche Wiederkehr. Das Sándor Petőfi Evangelische Gymnasium in Mezőberény“ oder ,,Sieben kleine Germanisten waren nicht gerne allein…“ Im Sommersemester 2014/2015 liefert sie auch große Leistung bei dem OTDK (dt.: Landeskonferenz der Wissenschaftlichen Studentenzirkel). In ihrer TDK-Arbeit behandelt sie Stereotypen und die Überwindung der Vorurteile mit Hilfe der audiovisuellen Methoden im Unterricht.
Christiana Gules besucht seit September 2014 das MA-Philologiestudium Deutsche Sprache, Literatur und Kultur in Szeged. Auch sie war während ihres Grundstudiums Mitglied bei GeMa und schrieb zahreiche Artikel, zum Beispiel „Generation Y – Jugend 2.1“ und ,,Im Adlon wird man nicht nur übernachten. Im Adlon wird man sein!“. Seit Februar 2013 ist sie zusammen mit Krisztina Zámbó studentische Chefredakteurin des Germanistischen Magazins. Beide arbeiten intensiv mit der aktuellen Redaktionsgruppe zusammen und bieten den Kommilitoninnen und Kommilitonen ihre Hilfe an, ihre journalistischen oder schriftstellerischen Fähigkeiten zur Geltung zu bringen. Auch Christiana nimmt im Sommersemester 2014/2015 an dem OTDK teil. Der Titel ihrer Arbeit ist: ,,Arthur Schnitzler: Spiel im Morgengrauen. Wie mentalisiert der Leser die dargestellte Emotion Scham in einem epischen Text.“
GeMa fragte sie nach ihren Erfahrungen und Erlebnissen in Wien.
Woher habt ihr über CEEPUS gehört?
Anikó: Ich habe von einem Bekannten über dieses Stipendium gehört und er hat mir auch empfohlen, mich zu bewerben.
Christiana: Von einer Studentin, dann von einem Dozenten.
Was steht im Hintergrund eurer Entscheidung, euchch für ein solches ausländisches Stipendium zu bewerben?
Anikó: Vor allem wollte ich Auslandserfahrungen sammeln, wie das Universitätsleben in einem anderen Land aussieht. Andere Kulturen kennen lernen, über die ich nur gelesen und gelernt habe, und natürlich mein größtes Ziel war, meine Sprachkenntnisse zu verbessern und weiterzuentwickeln.
Christiana: Die Möglichkeit, neues und altes kennenzulernen. Neues natürlich deshalb, weil man eine längere Zeit lang im Ausland lebt und solche Dinge sieht, erfährt und erlebt, die zuhause anders sind. Altes kann man auch neu entdecken – eben im universitären Raum, wo natürlich nichts auf dergleiche Weise unterrichtet und geforscht wird wie in Szeged.
Was für Seminare und Vorlesungen besucht ihr und wie passen sie zu eurem MA-Studium?
Anikó: Ich habe zwei Vorlesungen ausgewählt: Sprache in Österreich und Österreichische Kulturgeschichte. Das sind Themen, die wir in Szeged auch behandelt haben, aber es ist wirklich faszinierend, alles au einer anderen Perspektive zu hören und zu erfahren. Daneben habe ich noch drei Seminare: Ingeborg Bachmanns späte Gedichte, Plurilingualer Spracherwerb und Vom Hör-Seh-Verstehen zum Filmverstehen. Die letzten beiden Lehrveranstaltungen finde ich am interessantesten, weil sie am besten zu meinem Studium in Szeged passen (Lehramt DaF und Englisch). Diese Kurse bringen mir ganz viel bei, was ich auch an meiner Heimatuni benutzen kann. Schon bei dem OTDK habe ich viel von den Seminaren profitiert und ich denke, dass das hier erworbene Wissen auch bei meiner späteren Diplomarbeit helfen kann.
Christiana: Ich besuche ausschließlich Kurse, die sowohl für mein Studium wichtig sind als auch meinen Interessen entsprechen. Sprache in Österreich ist eine aufschlussreiche Vorlesung im Bereich Dialekte in Österreich; Österreichische Kulturgeschichte ergänzt meine Landeskunde-Kenntnisse über dieses Land. In der Veranstaltung Mythos Märchen erfahren wir, was es überhaupt heißt, traditionelle Geschichten neu zu inszenieren. Am interessantesten aber finde ich unser Seminar zu Ingeborg Bachmann. Da wird von uns erwartet, uns rein grammatikalisch/linguistisch den Gedichten zu nähern – und so etwas ist sogar für die Studierenden hier eine Neuigkeit!
Wie könnt ihr die neuen Erfahrungen, das neue Wissen zu Hause verwenden? Hilft das Stipendium bei euren zukünftigen Plänen?
Anikó: Ich habe schon das Gefühl, dass diese Erfahrungen mir im Späteren auf jeden Fall weiterhelfen werden. Die kulturellen Programme und – wie schon erwähnt -, die Lehrveranstaltungen sind selbst sehr hilfreich, weil ich andere Perspektiven kennen gelernt habe. Die kulturellen Unterschiede (die eigentlich nicht so stark sind, wie man das zum ersten Mal denkt), die Denkweise, die Menschen … jetzt sehe ich einige Sachen schon ganz anders als früher.
Die Zeit in Wien ist bestimmend für meine Karriere als Sprachlehrerin. Die Kurse, die ich besuche, fördern eine moderne Auffassung des Lehrens (z.B. Einsetzung von Filmen im Sprachunterricht), und wer mich kennt, weiß, dass ich auch an dieser Richtung interessiert bin.
Christiana: Auf jeden Fall bedeutet das Stipendium eine große Hilfe bei der Gestaltung unserer Zukunftspläne. Die Erfahrungen, die ich hier sammle, tragen dazu bei, dass ich mich in einer neuen Umgebung schneller orientieren und auskennen kann, bzw. bedeutet die Bibliothek eine wahrhaftige Schatzkammer für meine Forschung. Dieses Wissen aus den Büchern, die ich zuhause vielleicht nicht alle finden kann, gilt schon jetzt als Ausgangspunkt für zukünftige Ideen.
Wie könnt ihr euch an das neue Milieu in Wien gewöhnen? Habt ihr Schwierigkeiten? Wie könnt ihr mit Heimweh umgehen? Wie kommt ihr mit den neuen Kommilitonen aus?
Anikó: Meine größte Schwierigkeit war zuerst die Sprache selbst. Es hört sich zuerst komisch an, aber „Lehrbuchdeutsch“, also was wir in der Schule und an der Uni lernen, ist etwas ganz anderes als die Sprache, was wirklich gesprochen wird. Wienerisch kann ich auch nach zwei Monaten nicht verstehen, aber ich arbeite schon daran!
Zuerst hatte ich natürlich viel Heimweh, aber jetzt komme ich schon damit klar, vor allem, weil wir viele Möglichkeiten haben, mit unseren Liebsten zu sprechen.
Die Mitstundenten sind auch nett und hilfsbereit, aber so enge Kontakte und solche Freundschaften, die ich in Szeged habe, konnte ich noch nicht knüpfen. Die Uni Wien ist eine riesengroße Institution, es gibt deutlich mehrere Studenten als in Ungarn, und viele arbeiten neben der Uni. Es bleibt kaum Zeit für neue Kontakte. Doch gibt es viele Möglichkeiten, andere Studierende kennen zu lernen.
Christiana: Ungewöhnlich fand ich, wie ungewöhnlich schnell ich mich an Wien gewöhnen konnte. Natürlich ist das auch bei jedem anders, manche haben Heimweh oder sind ein bisschen zurückhaltend am Anfang. In Wien muss man all das nicht. Wenn ich etwas hier gelernt habe, dann absolut locker sein eigenes Ding, egal wo, zu machen, keinen interessiert’s – obwohl die meisten extrem hilfsbereit sind! An keinem einzigen Tag habe ich ausschließlich Deutsch gehört, jede Menge Sprachen und Nationalitäten leben hier friedlich zusammen. Klingt schon wie ein idealisiertes, utopisches Babel, doch nach meinen persönlichen Eindrücken kann ich nichts Negatives sagen.
Wie könnt ihr das CEEPUS-Stipendium den Szegeder Studierenden empfehlen?
Anikó: Ich kann es nur empfehlen. Man bekommt so viele Erlebnisse und neue Informationen, die man auf jeden Fall nie vergessen wird und im späteren sicher benutzen kann. Neben der Uni gibt es natürlich ganz viele andere Möglichkeiten: die Sehenswürdigkeiten, die Parks … ich kann nichts Besseres mir vorstellen, als mit einer Tasse Kaffe an der Donau im Freien zu sitzen und mein Lieblingsbuch zu lesen!
Christiana: Auf jeden Fall daran denken, dass es ein Masterstipendium ist! Zweitens, nehmt Kontakt mit Herrn Dr. habil. Attila Bombitz auf, er leitet dann alle Infos weiter. Anders kann man nichts Konkretes über dieses Stipendium erfahren.
Was für Vorschläge habt ihr für die künftigen Bewerber?
Anikó: Ich kann nur eine Sache empfehlen: sei wissensdurstig, lebensfroh und brav, dann kommt alles, wie von selbst!
Christiana: Passt auf, was für Studentenheime ihr euch aussucht. Die Preise in Wien sind sehr hoch, so muss man ganz schön smart mit dem Stipendium umgehen. Und falls ihr nach Wien geht, schreibt mich an, damit ich euch wichtige Tipps für die Immatrikulation gebe.
Danke für das Interview!
/Regina Rendek/
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Was ist eigentlich CEEPUS?
CEEPUS ist ein Mosaikwort für ein mitteleuropäisches Austauschprogramm unter den Hochschulen (Central European Exchange Programme for University Studies).
Ziel des Programmes ist, den Studierenden und auch den Dozenten und Dozentinnen eine Möglichkeit zu bieten, damit sie leichter an einem fachspezifischen Kurs oder Studiengang in einem anderen Land teilnehmen können. Das Programm fördert die internationale Zusammenarbeit und die akademische Mobilität zwischen Hochschulen in Mittel-, Ost- und Südosteuropa.
Die Universität Szeged nimmt zur Zeit an acht fachspezifischen Netzwerken teil. Diese Bereiche sind die folgenden: Linguistik und Literatur im mitteleuropäischen Kontext, Medizin, moderne Analytik und Bioanalytik, Religion, Informatik, psychosomatische Medizin, Romanistik, Ökonomie und Management. Die Stipendiaten können die Förderung des Programmes in Albanien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Kosovo, Mazedonien, Moldawien, Montenegro, Österreich, Polen, Rumänien, Serbien, Slowakei, Slowenien, Tschechien wahrnehmen.
Die offizielle Sprache ist im Fall des Programmes das Englisch. Die benötigten Dokumente zur Bewerbung sind auch englischsprachige Formulare, die die Bewerber von der Homepage herunterladen können.
CEEPUS-Stipendium bekommen Studierende, die vor der Ausreise bereits zwei Semester absolvieren und höchstens 35 Jahre alt sind. Daneben ist auch wichtig, dass sie Staatsangehörigkeit in einem CEEPUS-Land haben und sie müssen die Unterstützung vom Betreuer des Netzwerkes bekommen. Diese sind nur die wichtigste Kriterien der Bewerbungen.
Als weitere Konditionen gelten die Auswahl des CEEPUS-Landes und die Zeitbindung eines CEEPUS-Stipendiums. Der Bewerber darf das CEEPUS-Stipendium nicht in einem Land in Anspruch nehmen, dessen Staatsangehörigkeit er hat. Was die Termine betrifft, dauert der Stipendienaufenthalt der Studierenden mindestens 3 Monate, höchstens 10 Monate lang. Bezüglich des Dozentenaustausches dauert dies mindestens 5 Tage, höchstens 10 Monate lang. Die Stipendiaten können das Stipendium nur einmal verlängern, dürfen aber die 10 Monate nicht überschreiten.
Finanzierung
Die Kosten des Programmes (Aufenthaltskosten und Stipendiums werden von der Regierung der CEEPUS-Länder finanziert. Alle CEEPUS-Länder bestimmen in ihrer eigenen Währung die Stipendiensumme. Der Umfang des Stipendiums ist je nach Land unterschiedlich.
Anmeldung
Die Bewerbung ist für das Wintersemester bis 15. Juni, für das Sommersemester bis 31. Oktober möglich.
Die Anmeldungen werden von den CEEPUS-Koordinatoren der Netzwerke und/oder der Institute beurteilt.
/Regina Rendek/
Quellen:
http://www2.u-szeged.hu/ceepus/
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